



Wolfgang Sandner / FAZ

Jeder Musiker muss wohl seine Antenne permanent in die Richtung der anderen drei ausgerichtet haben, um auf die leiseste Klangnuance in diesen unausöslichen Mixturen aus kompositorischen und improvisatorischen Teilen reagieren zu können. Zugleich arbeiteten alle beharrlich an ihren autarken Parts für das Werk als Ganzes. Was entstand, war ein phantastisches Geflecht kontrapunktischer Linien, die bisweilen unausweichlich auf Stimmführungsdissonanzen zusteuerten: eine mächtige Polyphonie voller Reibungen, homophoner Sätze, wunderlicher Zusammenklänge und doch stets hörbar musikalischer Logik verpflichtet. Wie bei Bach. Nur eben im Jazz-Idiom.

Tom R. Schulz/Elbphilharmonie
Er ist ein Drummer, der Räume schafft, klangmalerisch fein schattierte Szenerien für seine Mitspieler kreiert und der es versteht, die Musik mit einer eleganten Subtilität zu lenken. Spätestens seit dem Erscheinen seines Debüt-Albums 2018 hat Nathan Ott eindrucksvoll demonstriert, wie fruchtbar eine generationsüberschreitende, interkontinentale Jazz-Begegnung sein kann. Zentrum der Aufmerksamkeit war dabei immer wieder die Tatsache, dass der Miles Davis-Veteran Dave Liebman gemeinsam mit drei europäischen Jazzmusikern aus zwei jüngeren Generationen ein derartig offenes Format für improvisatorischen Dialog auf Augenhöhe entwickelte.
Als Liebman sich später aus gesundheitlichen Gründen vom Tourleben zurückziehen musste, kam mit Christof Lauer eine der prägendsten Stimmen des europäischen Jazz hinzu und verwandelte den Klang und das Innenleben des Ensembles. Wie lässt sich die Magie erklären, die vom Tenor- und Sopransaxophon in seinen Händen ausgeht? Als ein eigenwilliger Klangkünstler, der der jegliche Routine ablehnt und beharrlich an neuen Formen arbeitet, hat er einen musikalischen Kosmos geschaffen, in dem sein Horn mal sanft flüstert, mal expressiv die Luft durchbricht – immer intensiv, immer neu. Seine Zusammenarbeit mit Größen wie Al Jarreau, Paul Motian, Buster Williams, und dem legendären United Jazz & Rock Ensemble ist Beleg seiner Fähigkeit, mit den Besten zu kommunizieren, aber in seinem Spiel immer seine ganz eigene Stimme zu bewahren. Zusammen mit dem kommunikativen Scharfsinn der phänomenalen aus Buenos Aires stammenden Saxophonistin Camila Nebbia verschmilzt Lauers Spiel zu einer unverwechselbaren Textur und wird durch die elegante Elastizität des dänischen Bassisten Jonas Westergaard vervollständigt, weltweit einer der bemerkenswertestes Individualisten seines Instruments. Als Bandleader versteht es der Drummer Nathan Ott, die Musik mit einer eleganten Subtilität zu lenken: Dabei schöpft er aus einem generationsübergreifenden Verständnis für Jazz – ein feinsinniger Architekt der musikalischen Szenerie, der mit Sensibilität und Leidenschaft den Sound des Ensembles prägt.
Das Album „Continuum“ dokumentiert die langjährige Zusammenarbeit des Quartetts und ist die erste Veröffentlichung auf Ott’s neuer interdisziplinären Plattform „An.bruch“. Aufgenommen wurde die Musik im April 2024 direct-to-tape, mit dem Ziel, die Dynamik des Ensembles so unverfälscht wie möglich zu repräsentieren. Gemeinsam spielen sie eine eng kommunizierende, atmosphärisch dichte, zeitgenössische Musik, die Genregrenzen sprengt und zu allen dynamischen Steigerungen fähig ist, ohne jemals an Bodenhaftung zu verlieren.




Frankfurter Allgemeine Zeitung

Zu den hörenswertesten jüngeren, explizit kammermusikalischen Ensembles im euro-päischen Jazz gehört das Quartett um den in Berlin lebenden Schlagzeuger Nathan Ott. Seine Musik ist faszinierend unorthodox und zeitgenössisch, dabei durchaus einer Tradition verhaftet. Bemerkenswert, wie atmosphärisch dicht die Bögen gespannt werden.

Berliner Tagesspiegel
Wenn Musik die Kunst des Beugens von Zeit ist, ist der Berliner Schlagzeuger Nathan Ott ein Zeitdehner. Denn manchmal ist es in seiner Musik so, als könne man den Raum zwischen zwei Schlägen betreten, sich umschauen, die Texturen betrachten. Derart ist die Ruhe, die von seinem Spiel ausgeht. Harte Brüche sucht der Bandleader eher an den Grenzen von Disziplinen.
Hamburger Abendblatt

Wer den Jazz lang genug liebt, dass er (oder sie) Elvin Jones noch live erlebt hat, der wird in der unbändigen physischen Präsenz und Musikalität von Nathan Ott etwas wiederfinden vom Geheimnis, vom Drive und vom Pulse des Trommelkraftwerks.

Gäubote
Dieses brillant aufspielende Quartett hält einen in Atem. Es erforscht, erkundet den Klang, die Qualität seiner Farbe, seine Textur und Dynamik, seine Artikulation und Eigenschaften. Dass all dies in einem fast schon orchestral wirkenden Rahmen geschieht, mag denn auch den Bogen vom Jazz zur Klassik spannen. Zur Kompromisslosigkeit, zum Bilderstürmerischen eines Arnold Schönberg, seinem „Pierrot Lunaire“ etwa, zu einem Krzystztof Penderecki, der „Threnody to the Victims of Hiroshima“, zu einem Igor Strawinsky, dessen „Frühlingsopfer“.


Notizen zum Album »Continuum« des Nathan Ott Quartetts
Im Anfang war der Beat. Und der Beat war bei Ott. Nathan Ott. Wie bei der Schöpfung des Universums beginnt auch die kleine, in die Zeitlichkeit geworfene Welt von »Continuum«, dem neuen Album des Nathan Ott Quartetts, auf einen Schlag. Kein Urknall, kein Pomp, kein Circumstance. Es ist ein federnder, dünner, präzis ausgeführter Schlag aufs Fell einer Trommel, dem unmittelbar ein zweiter auf ein Becken folgt. Und schon ist sie da, die Polarität im Mikrokosmos des Schlagzeugs: Fell und Becken. Holz plus Tierhaut versus klingendes Metall. Gleich in der ersten Sekunde ruft Nathan Ott die bestimmenden Klangfaktoren seines Instruments ins Leben. Das Kontinuum kann beginnen.




Wolfgang Sandner / FAZ

Jeder Musiker muss wohl seine Antenne permanent in die Richtung der anderen drei ausgerichtet haben, um auf die leiseste Klangnuance in diesen unausöslichen Mixturen aus kompositorischen und improvisatorischen Teilen reagieren zu können. Zugleich arbeiteten alle beharrlich an ihren autarken Parts für das Werk als Ganzes. Was entstand, war ein phantastisches Geflecht kontrapunktischer Linien, die bisweilen unausweichlich auf Stimmführungsdissonanzen zusteuerten: eine mächtige Polyphonie voller Reibungen, homophoner Sätze, wunderlicher Zusammenklänge und doch stets hörbar musikalischer Logik verpflichtet. Wie bei Bach. Nur eben im Jazz-Idiom.

Tom R. Schulz/Elbphilharmonie
Er ist ein Drummer, der Räume schafft, klangmalerisch fein schattierte Szenerien für seine Mitspieler kreiert und der es versteht, die Musik mit einer eleganten Subtilität zu lenken. Spätestens seit dem Erscheinen seines Debüt-Albums 2018 hat Nathan Ott eindrucksvoll demonstriert, wie fruchtbar eine generationsüberschreitende, interkontinentale Jazz-Begegnung sein kann. Zentrum der Aufmerksamkeit war dabei immer wieder die Tatsache, dass der Miles Davis-Veteran Dave Liebman gemeinsam mit drei europäischen Jazzmusikern aus zwei jüngeren Generationen ein derartig offenes Format für improvisatorischen Dialog auf Augenhöhe entwickelte.
Als Liebman sich später aus gesundheitlichen Gründen vom Tourleben zurückziehen musste, kam mit Christof Lauer eine der prägendsten Stimmen des europäischen Jazz hinzu und verwandelte den Klang und das Innenleben des Ensembles. Wie lässt sich die Magie erklären, die vom Tenor- und Sopransaxophon in seinen Händen ausgeht? Als ein eigenwilliger Klangkünstler, der der jegliche Routine ablehnt und beharrlich an neuen Formen arbeitet, hat er einen musikalischen Kosmos geschaffen, in dem sein Horn mal sanft flüstert, mal expressiv die Luft durchbricht – immer intensiv, immer neu. Seine Zusammenarbeit mit Größen wie Al Jarreau, Paul Motian, Buster Williams, und dem legendären United Jazz & Rock Ensemble ist Beleg seiner Fähigkeit, mit den Besten zu kommunizieren, aber in seinem Spiel immer seine ganz eigene Stimme zu bewahren. Zusammen mit dem kommunikativen Scharfsinn der phänomenalen aus Buenos Aires stammenden Saxophonistin Camila Nebbia verschmilzt Lauers Spiel zu einer unverwechselbaren Textur und wird durch die elegante Elastizität des dänischen Bassisten Jonas Westergaard vervollständigt, weltweit einer der bemerkenswertestes Individualisten seines Instruments. Als Bandleader versteht es der Drummer Nathan Ott, die Musik mit einer eleganten Subtilität zu lenken: Dabei schöpft er aus einem generationsübergreifenden Verständnis für Jazz – ein feinsinniger Architekt der musikalischen Szenerie, der mit Sensibilität und Leidenschaft den Sound des Ensembles prägt.
Das Album „Continuum“ dokumentiert die langjährige Zusammenarbeit des Quartetts und ist die erste Veröffentlichung auf Ott’s neuer interdisziplinären Plattform „An.bruch“. Aufgenommen wurde die Musik im April 2024 direct-to-tape, mit dem Ziel, die Dynamik des Ensembles so unverfälscht wie möglich zu repräsentieren. Gemeinsam spielen sie eine eng kommunizierende, atmosphärisch dichte, zeitgenössische Musik, die Genregrenzen sprengt und zu allen dynamischen Steigerungen fähig ist, ohne jemals an Bodenhaftung zu verlieren.




Frankfurter Allgemeine Zeitung

Zu den hörenswertesten jüngeren, explizit kammermusikalischen Ensembles im euro-päischen Jazz gehört das Quartett um den in Berlin lebenden Schlagzeuger Nathan Ott. Seine Musik ist faszinierend unorthodox und zeitgenössisch, dabei durchaus einer Tradition verhaftet. Bemerkenswert, wie atmosphärisch dicht die Bögen gespannt werden.

Berliner Tagesspiegel
Wenn Musik die Kunst des Beugens von Zeit ist, ist der Berliner Schlagzeuger Nathan Ott ein Zeitdehner. Denn manchmal ist es in seiner Musik so, als könne man den Raum zwischen zwei Schlägen betreten, sich umschauen, die Texturen betrachten. Derart ist die Ruhe, die von seinem Spiel ausgeht. Harte Brüche sucht der Bandleader eher an den Grenzen von Disziplinen.
Hamburger Abendblatt

Wer den Jazz lang genug liebt, dass er (oder sie) Elvin Jones noch live erlebt hat, der wird in der unbändigen physischen Präsenz und Musikalität von Nathan Ott etwas wiederfinden vom Geheimnis, vom Drive und vom Pulse des Trommelkraftwerks.

Gäubote
Dieses brillant aufspielende Quartett hält einen in Atem. Es erforscht, erkundet den Klang, die Qualität seiner Farbe, seine Textur und Dynamik, seine Artikulation und Eigenschaften. Dass all dies in einem fast schon orchestral wirkenden Rahmen geschieht, mag denn auch den Bogen vom Jazz zur Klassik spannen. Zur Kompromisslosigkeit, zum Bilderstürmerischen eines Arnold Schönberg, seinem „Pierrot Lunaire“ etwa, zu einem Krzystztof Penderecki, der „Threnody to the Victims of Hiroshima“, zu einem Igor Strawinsky, dessen „Frühlingsopfer“.


Notizen zum Album »Continuum« des Nathan Ott Quartetts
Im Anfang war der Beat. Und der Beat war bei Ott. Nathan Ott. Wie bei der Schöpfung des Universums beginnt auch die kleine, in die Zeitlichkeit geworfene Welt von »Continuum«, dem neuen Album des Nathan Ott Quartetts, auf einen Schlag. Kein Urknall, kein Pomp, kein Circumstance. Es ist ein federnder, dünner, präzis ausgeführter Schlag aufs Fell einer Trommel, dem unmittelbar ein zweiter auf ein Becken folgt. Und schon ist sie da, die Polarität im Mikrokosmos des Schlagzeugs: Fell und Becken. Holz plus Tierhaut versus klingendes Metall. Gleich in der ersten Sekunde ruft Nathan Ott die bestimmenden Klangfaktoren seines Instruments ins Leben. Das Kontinuum kann beginnen.